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Empfehlung der KOST

Der Katalog archivischer Dateiformate (KaD) kann von Archiven und verwandten Institutionen als Grundlage für die Formulierung eigener Formatempfehlungen benutzt werden. Aufgrund der im KaD detailliert erläuterten Analysen, Bewertungen und Schlussfolgerungen empfiehlt die KOST für die verschiedenen Formatkategorien die folgenden Dateiformate als gegenwärtig archivtauglichste Lösung:

     

Text

Text soll möglichst bereits in der semi-aktiven Phase in ein PDF-Format (idealerweise PDF/A-2u) umgewandelt und so archiviert werden.
Eine Konvertierung von PDF-Dateien in ein PDF/A-Format ist zu einem späteren Zeitpunkt meist problemlos möglich.

    

Bild

Es gibt nicht ein einziges ideales Archivformat für Bilddateien. Es ist im Gegenteil unerlässlich, den konkreten Anwendungsfall und die archivische Bewertung - zum Beispiel die Übernahme sämtlicher Bilder in niedriger Qualität anstelle einer Auswahl in hoher Qualität - in den Formatentscheid mit einzubeziehen:
Die Verwendung von JPEG2000 mit seinen Vorteilen in der Speicherplatzökonomie ist empfehlenswert, erfordert vom Archiv jedoch ein bewusstes Bekenntnis zu diesem ausserhalb der Archivwelt immer noch wenig verbreiteten Format.
PDF/A-2 erfüllt die archivischen Anforderungen an ein Bildformat in idealer Weise, ist jedoch in erster Linie geeignet für die Archivierung retrodigitalisierter Unterlagen in Seitenform wie Amtsdruckschriften und Karteikarten. Für diese Unterlagenkategorie ist auch eine massvolle Komprimierung mit JPEG2000 empfehlenswert.
JPEG gilt gemeinhin sowie als Resultat der Analyse des KaD nicht als Archivformat. In der Praxis übernehmen viele Archive allerdings grosse Bildbestände im JPEG-Format. Der Informationsverlust durch die Komprimierung ist bereits geschehen und nicht rückgängig zu machen, und JPEG ist weit verbreitet und stabil. Eine Konvertierung in ein Archivformat macht hier nur in den wenigsten Fällen Sinn,
In einem allgemeinen Sinn kann immer noch TIFF als hauptsächliches Archivformat für Rasterbilder gelten.

    

Audio

Für die Archive empfiehlt es sich, Audiodateien entweder unkomprimiert im WAV-Format (genauer: WAVE PCM) oder als FLAC verlustfrei komprimiert zu archivieren. Viele Archive übernehmen auch MP3. Der Informationsverlust durch die verlustbehaftete Komprimierung ist bereits geschehen und nicht rückgängig zu machen, und MP3 ist weit verbreitet und stabil. Eine Konvertierung in ein Archivformat macht hier nur in den wenigsten Fällen Sinn.

    

Video

Bei der Archivierung der Videodaten sollte im Bereich der Audio- und Videocodecs möglichst die ursprünglich erzeugten Daten übernommen werden — Migrationsvermeidung im Bereich des Codecs. Anhand des Codecs sollte der passende Videocontainer ausgewählt werden. Wird eine Videodatei bereits komprimiert angeboten, soll diese auch weiterhin komprimiert bleiben. Es ist abzuwägen, ob es der Umfang der zu archivierenden Videodaten erlaubt, diese in unkomprimierter oder verlustfrei komprimierter Form zu speichern (Archivmasterformat).

     

Tabellenkalkulation

Es existiert kein aus archivischer Sicht ideales Format für Daten aus Tabellenkalkulation. Als provisorische Lösung sollen Tabellenkalkulationsdaten im aktuellen Originalformat archiviert werden, also in der Regel in XLSX oder ODS. Die Alternativen dazu, nämlich die Archivierung in Datenbank-Archivformaten oder die Konvertierung in PDF/A, können nicht als Best Practice gelten und müssen kritisch beurteilt werden.

    

Strukturierte Daten

Strukturierte Daten können aus der Perspektive der Langzeiterhaltung bedenkenlos archiviert werden. Dabei wird empfohlen die Daten als XML zu archivieren, da XML für die Beschreibung der Daten mehr Möglichkeiten bietet.

    

Datenbanken

Datenbanken können nur unter Vorbehalt in ein archivisches Dateiformat überführt werden. Es wird empfohlen, ein umfassenderes, spezifisch für die Datenbank-Archivierung entwickeltes Format wie SIARD zu verwenden.

    

Hypertext

Die Webarchivierung bzw. die Archivierung von Hypertext stellt bezüglich Bewertung und Übernahme aber auch bei der Formatwahl besondere Anforderungen (siehe dazu die Studie zur Webarchivierung). Gegen WARC, das eingeführte Format der Webarchivierung, sprechen die Vielzahl möglicher eingebetteter Formate und die Schwierigkeit, diese zu migrieren. Für die Archivierung eines gesamten Webauftritts empfiehlt sich längerfristig eine Umwandlung in PDF/A.

    

GIS

Im GIS-Bereich empfiehlt sich in der Schweiz für die Vektordaten INTERLIS 1. Für die Archivierung von Bitmapgrafiken und Orthofotos aus Geoinformationssystemen ist das jeweils geeignete Bildformat zusammen mit einem ESRI World-File für die Verortung im Koordinatensystem zu empfehlen; siehe dazu Rasterdaten mit World-File.
Für die direkten Produkte aus Geoinformationssystemen ist eine Archivierung in Vektorgrafik in PDF zu empfehlen, grundsätzlich immer auch als zusätzliche Archivierung zu den Vektordaten.

     

CAD/CAM

Durch die langjährige Marktführerschaft der Firma Autodesk hat sich im CAD-Bereich das Speicherformat dieses Herstellers, DWG, faktisch als Industriestandard für Austausch und Archivierung durchgesetzt.
Betrachten wir den gesamten Produktionszyklus vor allem in der Bauindustrie, können wir IFC berücksichtigen. Das offene Format kann auch als Alternative zum proprietären DWG gesehen werden und wird vermehrt auch in den Archiven eingesetzt.
Die Archivierung von Produkten der CAD/CAM-Prozesse, also von Plänen, sollte aber weiterhin Beachtung finden. Das heisst, es empfiehlt sich Vektorgrafik in PDF grundsätzlich immer auch als Alternative zu den CAD-Daten.

    

Katalog archivischer Dateiformate Version 7.0, Juni 2024