Titel | Waveform Audio File Format |
Kategorie | Audioformate |
Abkürzung | WAV, WAVE, RIFF WAVE |
Dateiendung | .wav |
Mime Type | audio/wav, audio/x-wav, audio/wave, audio/x-wav u.a.; deprecated: audio/x-pn-wav |
Pronom PUID | Für audio/wav und audio/wave: fmt/6; fmt/141; fmt/142; fmt/143 |
Version | Letzte Update 01.06.2017 (Mehrkanal-Audiodaten und WAVE-Dateien) [1]. Vorherige Versionen: Version ohne Nummer (2007, 2001), Revision 3.0 (15.04.1994), Version 1.0 (08.1991) [2]. |
WAV (oder Wave) ist ein Containerformat, das zur verlustfreien Speicherung und Wiedergabe von Audiodaten (akustischen Wellen) auf Computern dient. Es basiert auf dem Resource Interchange File Format (RIFF), welches von Microsoft und IBM gemeinsam zur Audiowiedergabe auf Personal Computern entwickelt wurde. [3] Es handelt sich dabei um ein proprietäres Format, für das jedoch eine frei zugängliche Dokumentation zur Verfügung steht und das mit den am weitverbreitetsten Betriebssystemen (Windows, Macintosh und Linux) kompatibel ist. WAV-Dateien enthalten sowohl Rohdaten als auch Metadaten, wie z.B. Abtastrate, Bit-Tiefe (Auflösung) und Kanalanzahl. WAV unterstützt keine id3-Tags (wie z.B. bei MP3), es besteht aber die Option, Metadaten (Künstler, Genre, Archivar etc.) in INFO-Chunks abzulegen [4] [3] [5]. Das Broadcast Wave Format BWF (audio/x-wav) sowie seine Erweiterung BW64, basierend auf der RIFF Extension RF64 [6], verfügen über zusätzliche Metadaten.
Offenheit: 4 Lizenzfreiheit: 4 Verbreitung: 3 Funktionalitaet: 4 Implementierung: 4 Speicherdichte: 2 Verifizierbarkeit: 4 Best Practice: 4 Perspektive: 2 Formatklasse: A |
Was ist eine RIFF-Datei, auf dem WAV basiert?
RIFF (Resource Interchange File Format) dient als Containerformat, das häufig zur Speicherung von Multimedia-Daten wie Audio- und Videoinhalten verwendet wird. RIFF wurde ursprünglich von Microsoft entwickelt und ist eine Containerdatei, die verschiedene Arten von Daten in einer hierarchischen Struktur speichern kann. Die Identifizierung des Dateiformats erfolgt anhand der zugehörigen Dateiendung. Beispielsweise basieren Formate wie Audio-Video-Interleaved (.AVI), MIDI-Dateien (.RMI), Farbpaletten-Dateien (.PAL) und das Wellenform-Audiodateiformat (.WAV) alle auf dem RIFF-Standard.
RIFF speichert Daten in mehreren Abschnitten (Chunks), die mit Tags versehen sind, um ihre Identifizierung zu ermöglichen. Da WAV auf dem RIFF-Format aufgebaut ist, verwendet es ebenfalls diese Tagging-Methode für die sogenannte Chunks [9] [10] [2] [3].
Abbildung 1: WAV-Struktur. LIST ist optional; bext nur Teil des BWF-Format. Analysiert mit [3]
PCM und WAV
PCM (Puls-Code-Modulation), erfasst und speichert Audiowellenformen digital und wurde als die erste Kodierungsmethode innerhalb der Wave-Spezifikation implementiert. Auch heute ist sie die meistgenutzte Kodierungsmethode bei Wave-Dateien. Wenn PCM unverarbeitet gespeichert wird, etwa in einem WAV-Container, bezeichnet man es als verlustfreies Audio. LPCM (Linear Pulse Code Modulation) ist eine spezielle Form von PCM, welche auf linearer, gleichmässiger Quantisierung der Audiodaten basiert, was eine herausragende Klang- und Audioqualität gewährleistet [9] [4] [11].
Der WAV-Container kann im Prinzip auch komprimierte Audiodaten (z. B. ADPCM- oder auch MP3-komprimierte Signale) enthalten. Im Archivumfeld wird WAV allerdings praktisch ausschliesslich für unkomprimierte Audiodaten verwendet. Deshalb beschreibt und bewertet der KaD nur den in der Regel benutzten Audiocodec PCM (Pulse Code Modulation), welcher die Speicherung und Wiedergabe von akustischen Signalen in hoher Qualität garantiert. WAV kann mit Sampletiefen von 8, 16 und 24 Bit und Abtastraten von 44.1, 48 bis 96 kHz bei zwei oder vier Kanälen verwendet werden. Bei CD-Stereo-Qualität führt das zu einer Datenmenge von 172,2 kB pro Sekunde.
Theoretisch sind Abtastraten von 1 Hz bis 4.3 GHz, Sampletiefen von 8, 12, 16, 24 oder 32 Bit und maximal 65535 Kanäle möglich, begrenzt nur durch die Leistungsfähigkeit des eingesetzten Analog-Digital-Umsetzers (ADC). Höhere Abtastraten (grösser als 96 kHz) und Sampletiefen (grösser als 24 Bit) bei der Aufnahme erlauben eine höhere Dynamik, erzeugen aber auch eine grössere Datenmenge.
Um die Grössenbegrenzung des WAV-Containers von 4 GB (6.75 Stunden in CD-Qualität) zu umgehen, wurde Sony Wave64 (.w64) und WAVE RF64 (audio/vnd.wave; .wav, .rf64) [2] spezifiziert.
Basis und Weiterentwicklungen
Erweitert von | RIFF, Resource Interchange File Format for Windows 3.1 |
Erweitert auf | WAVE_LPCM, WAVE Audiodateiformat mit LPCM-Audio |
Modifizierte Versionen | WAVE_BWF_1 und 2, Broadcast WAVE Audiodateiformat |
Wave64, W64, Sony Pictures Digital Wave 64 | |
Mögliche Bestandteile | LPCM, Lineare Pulscode-Modulation Audiokodierung |
µ-Law, µ-Law (Mu-Law) Komprimiertes Tonformat | |
A-Law, A-Law Komprimiertes Tonformat | |
DPCM, Differential PCM-Tonformat | |
ADPCM, Adaptive Differential PCM-Tonformat |
[1] [3] [7] [11]
Das Format war in der Vergangenheit vor allem als Windows-Standard sehr weit verbreitet. Heute werden hingegen vor allem im Consumer-Bereich mehrheitlich komprimierte Audioformate verwendet (MP3, FLAC und andere). Diese ergeben wesentlich kleinere Dateigrössen und sind dadurch einfacher zu handhaben und vielfältiger zu verwenden, vor allem im mobilen und Web-Kontext. Allerdings kann die Mehrheit der heute gängigen Player-Software-Applikationen WAV-Dateien weiterhin problemlos abspielen.
Aufgrund der bis heute weiten Verbreitung und der fehlenden Komprimierungen ist das WAV-Format zum Datenaustausch zwischen verschiedenen Programmen, Betriebssystemen und Plattformen sehr gut geeignet. Zudem ist es ein ideales Format für Tontechniker*innen, da es sämtliche Originaldaten des Quellmaterials aufbewahrt.
Aus archivarischer Sicht kann das WAV-Format bei verlustfreien Audioaufnahmen zur Verwendung empfohlen werden. Das Format ist seit langem in Gebrauch, weit verbreitet und weitgehend von spezifischer Hardware und Betriebssystemen unabhängig. Die Formatspezifikation ist bekannt und nicht durch Lizenz- oder Patentansprüche der Urheberfirmen eingeschränkt. Die Qualität kann den Ansprüchen des jeweiligen Verwendungszwecks bzw. des Archivs angepasst werden. Der Nachteil des Formates liegt eindeutig in der Grösse der Dateien. Zudem ist darauf zu achten, dass die Audiodaten mit Pulse-Code-Modulation (PCM) kodiert, d.h. nicht komprimiert, sind.
Die Spezifikationen zu WAV werden heute von der kanadischen McGill University gehostet
WAVE File Specifications:
https://www-mmsp.ece.mcgill.ca/Documents/AudioFormats/WAVE/WAVE.html
Spezifikation für das RIFF-Format:
IBM Corp., Microsoft Corp. (eds), Multimedia Programming Interface and Data Specifications 1.0, 1991
https://www-mmsp.ece.mcgill.ca/Documents/AudioFormats/WAVE/Docs/riffmci.pdf
Update von 1994:
Microsoft (ed.), New Multimedia Data Types and Data Techniques, 1994
https://www-mmsp.ece.mcgill.ca/Documents/AudioFormats/WAVE/Docs/RIFFNEW.pdf
Update von 2001 (2007, 2001), das eine Erweiterung (extension) des WAVE-Formats beschreibt, welche die Verarbeitung mehrerer Audio-Kanäle ermöglicht:
Multiple Channel Audio Data and WAVE Files,
https://www-mmsp.ece.mcgill.ca/Documents/AudioFormats/WAVE/Docs/multichaudP.pdf
[1] | Microsoft, «Multiple channel audio data and WAVE files,» 1 06 2017. https://learn.microsoft.com/en-us/previous-versions/windows/hardware/design/dn653308(v=vs.85)?redirectedfrom=MSDN. |
[2] | M. L. E. M. U. Prof. Peter Kabal, «Wave File Specifications», McGill University, 27 09 2022. https://www-mmsp.ece.mcgill.ca/Documents/AudioFormats/WAVE/WAVE.html. |
[3] | «Wikipedia, RIFF WAVE,» http://de.wikipedia.org/wiki/RIFF_WAVE. |
[4] | W. Wäfler, «Was ist eine WAV-Datei? Alles über das .wav Format (movavi.de),» Movavi, 30 10 2023. https://www.movavi.de/learning-portal/wav-file.html. |
[5] | «.WAV File Meta Data» https://www.robotplanet.dk/audio/wav_meta_data/. |
[6] | European Broadcasting Union, «RF64: An extended File Format,» 2007. |
[7] | «Library of Congress, WAVE Audio File Format, Specifications,» https://www.loc.gov/preservation/digital/formats/fdd/fdd000001.shtml#specs. |
[8] | Wikipedia, «RF64,» 3 2022. https://en.wikipedia.org/wiki/RF64. |
[9] | E. d. C. Lopo, libsndfile, 2017. |
[10] | Microsoft Corporation und IBM Corporation , «www.tactilemedia.com,» 1991. http://www.tactilemedia.com/info/MCI_Control_Info.html. |
[11] | «Inside the RIFF Specification», https://www.drdobbs.com/database/inside-the-riff-specification/184409308. |
[12] | C. Hwung, «WAV-Dateien: Dateistruktur, Fallanalyse und PCM erklärt,» Digiarty Software, Februar 2023. https://www.videoproc.com/resource/wav-file.htm. |
Katalog archivischer Dateiformate | Version 7.0, Juni 2024 |