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Abschied von Martin Kaiser

Die älteren unter den Leserinnen und Lesern wissen vielleicht noch, was ein Minitel ist: ein in Frankreich in den 80er und 90er Jahren sehr verbreitetes Bildschirmterminal, welches über den Videotex-Standard Zugang zu einer Fülle von Online-Diensten bot - eine Art Vorläufer des WWW. Ein solches Gerät hat die KOST Martin Kaiser zum Abschied geschenkt, als augenzwinkernde Reminiszenz an die Anfänge seiner Karriere als Informatiker, in denen er einen Zugang zu Bundesgerichtsurteilen via Minitel programmiert hatte.

Minitel

Das Minitel ist aber weit mehr als ein blosser Abschiedsjux. Vielmehr deutet es auf die umfangreiche Erfahrung und den weiten Horizont von Martin Kaiser. Er dachte in grossen Bögen und konnte Trends und Hypes fundiert und nüchtern einordnen. Vieles, was als Sensation angepriesen wurde, hatte er in ähnlicher Form bereits gesehen, und sein sicheres Urteil war seinen Kolleginnen und Kollegen ein vertrauenswürdiger Leitfaden. In seinen vierzehn Jahren bei der KOST-Geschäftsstelle wurde Martin Kaiser zu einer zentralen Figur der digitalen Archivierung und der Archivinformatik in der Schweiz und darüber hinaus. Seine Kenntnis von Dateiformaten schlug sich im Katalog archivischer Dateiformate KaD in allgemeinverständlicher Form nieder. Seine Arbeiten an grundlegenden Standards wie eCH-0160 und eCH-0165 und den entsprechenden Tools legten Fundamente der digitalen Archivierung. In unzähligen Projekten und Beratungsmandaten hat er die KOST-Trägerarchive tatkräftig unterstützt und ihnen mit seinen klaren Worten und bildstarken Vergleichen viel Einsicht erarbeitet. Von Haus aus Geisteswissenschaftler und Informatiker, war er prädestiniert für die Vermittlerrolle zwischen Informatik und Archiv.

Mit der Pensionierung von Martin Kaiser geht bei der KOST eine Ära zu Ende. Die KOST-Trägerarchive und die Geschäftsstelle danken ihm herzlich für seine Arbeit und wünschen ihm einen spannenden und angeregten Ruhestand. Vielleicht bringt er ja das Minitel wieder zum Laufen. Die Stelle wurde inzwischen neu ausgeschrieben und wird voraussichtlich im letzten Quartal 2021 wiederbesetzt.