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AudioVault

Im Projekt AudioVault haben das Liechtensteinische Landesarchiv, die Staatsarchive Bern, Uri, Jura sowie die Stadtarchive Bern und St. Gallen konkrete Problemstellungen bei der Archivierung von Audiounterlagen und -dokumenten untersucht und Lösungsansätze dazu erarbeitet. Drei Kategorien von Audiodokumenten standen für die beteiligten Archive im Vordergrund: Aufnahmen von Ratsdebatten, dokumentarische Aufzeichnungen und künstlerische Darbietungen. Die erste Kategorie ist für die beteiligten Archive eindeutig prioritär, weswegen sie im Projekt auch als Beispiel dient. Als Ergänzung und Weiterentwicklung des KOST-Projektes Sauvez les CD bot AudioVault die Gelegenheit, auf zwei Themenkomplexe im Bereich der Audioarchivierung vertieft einzugehen: die Erschliessung von Audiomaterialien und die Frage der Metadaten.

Erschliessung

Bei Aufnahmen von Ratsdebatten klaffen die Granularitäten der Primär- und Metadaten sichtbar auseinander. In der Regel sind detaillierte deskriptive Metadaten verfügbar (Granularität Redebeitrag), aber sie ermöglichen keinen präzisen Zugriff auf die Primärdaten, da die Aufzeichnungen in der Regel eine ganze Ratssitzung umfasst. Für dieses Problem sind grundsätzlich verschiedene Lösungen denkbar:
  1. Audiostream in die Granularität der Verzeichnung schneiden
  2. Eine Timecode-Referenz auf den Audiostream in den Metadaten ablegen
  3. Mit einer externen Schnittanweisung für das Abspielprogramm (Cue Sheet) direkt auf einen Redebeitrag zugreifen
  4. Eine Playlist direkt in den Audiocontainer einbetten
Aus archivischer Sicht ist vermutlich Lösung 3 mit einem externen Cue Sheet zur Audiodatei die beste Lösung. Es vermeidet Eingriffe in die Primärdatei und ermöglicht dennoch einen gewissen Komfort beim Zugang.

Ebenfalls Teil der Erschliessung ist die Frage, ob im Findmittel als "Vorschau" ein Sample zur Verfügung gestellt werden soll. Falls es sich bei den Audioarchivalien um urheberrechtlich geschütztes Material handelt, stellt sich die Frage, ob dennoch mit Berufung auf das Zitatrecht ein kurzer Ausschnitt verwendet werden kann. Da das Zitatrecht in der juristischen Literatur widersprüchlich diskutiert wird und Gerichtspraxis weitgehend fehlt, kann diese Frage nicht abschliessend beantwortet werden. Mit der Aufnahme von Samples ins Findmittel würde ein Archiv ein gewisses, unter Umständen jedoch vertretbares rechtliches Risiko eingehen.

Metadaten

Neben der angesprochenen rechtlichen Problematik bei Samples darf nicht übersehen werden, dass diese im Gegensatz zu einem Thumbnail für Bilder oder einer Key Frame Extraction für Videos keine besonders aussagekräftige oder automatisch erstellbare Kurzansicht oder Vorschau sind. Umso wichtiger ist für Audioarchivalien die präzise Verzeichnung von Metadaten. Leider ist die Standardvielfalt für Audiometadaten sehr hoch. Für eingebettete Metadaten fällt die Wahl sinnvollerweise auf BWF Metadaten und RIFF INFO tags bei WAV bzw. IDv3 bei MP3. Für externe deskriptive Metadaten schlägt AudioVault aufgrund der Analyse diverser Schemata ein Minimalset von Metadaten vor, das den meisten Ansprüchen genügen sollte und in verschiedenen Metadatenschemata gespeichert werden kann, nämlich MPEG-7, PBCore oder EBUCore.

Programme und Tools

Es gibt eine grosse Zahl von Programmen und Tools zum Umgang mit Audiodateien. Hier eine kleine Auswahl von Open-Source-Software für die grundlegenden Arbeiten mit Audiodateien. Die Tools sind hier kurz in alphabetischer Reihenfolge beschrieben:

  • Audacity ist ein Tool für die Aufnahme und Bearbeitung von Audio. Es können damit auch Audiodateien nachbearbeitet oder in ein anderes Audioformat konvertiert werden. Audacity ist GUI basiert und damit einfacher zu bedienen als SoX oder FFmpeg.
  • BWF MetaEdit ist ein Metadateneditor, speziell für Broadcast WAVE Format Metadaten. Der Editor erlaubt das Anzeigen aber auch das Editieren von Metadaten. Entwickelt wurde BWF MetaEdit von der Federal Agencies Audio-Visual Working Group
  • FFmpeg ist eine Sammlung von Kommandozeilen basierten Tools zur Bearbeitung von Audio und Videodateien. Audiomaterial kann bearbeitet und in unterschiedliche Container verpackt werden. Mit libavcodec steht eine Sammlung unterschiedlicher Audio- und Videocodecs zur Verfügung. FFmpeg enthält auch verschieden Programmbibliotheken für Eigenentwicklungen.
  • MediaInfo zeigt technische und inhaltliche Tag-Informationen aus Video- und Audiodateien unterschiedlichster Formate an. Metadaten können mit MediaInfo nicht editiert werden.
  • SoX - Sound eXchange ist ein Kommandozeilen-AudioEditor zur Bearbeitung von Audiodaten und kann nahezu alles was man mit Audiodateien machen kann.

Bibliografie